22.08.2024

BWKG-Indikator 1/2024: 50,7 % der Reha-Kliniken erwarten 2024 Defizit

Scheffold: Reha-Kliniken warten dringend auf Reformen

„Mehr als jede zweite Reha-Klinik befürchtet für 2024 rote Zahlen. Um das zu ändern, braucht es dringend Reformen. Auf diese Reformen warten die Reha-Kliniken schon lange und bisher vergeblich“, so Heiner Scheffold, Vorstandsvorsitzender der Baden-Württembergischen Krankenhausgesellschaft (BWKG) zu den Ergebnissen des jüngsten BWKG-Indikators. Die Befragung der Geschäftsführenden der BWKG-Mitgliedseinrichtungen lief bis Juli 2024. Nach den Zahlen des BWKG-Indikators 1/2024 haben 46,3 % der Reha-Kliniken das Jahr 2023 mit roten Zahlen abgeschlossen. Für 2024 prognostizieren sogar 50,7 % der Reha-Kliniken Defizite.

„Der Bundesgesetzgeber geht immer noch davon aus, dass die Reha-Kliniken die gestiegenen Kosten 1:1 in den Vergütungsverhandlungen umsetzen können“, so Scheffold weiter. Tatsächlich sei dies aber praktisch unmöglich. Grund sei, dass die Kostenträger nicht nur die Preise verhandeln, sondern maßgeblich auch über die Belegung einer Reha-Klinik entscheiden. Leider spiele hier oft der Preis die entscheidende Rolle und nicht die Qualität.

„Die Reha-Kliniken im Land arbeiten auf einem hervorragenden medizinischen Niveau und Reha rechnet sich. Reha hilft den Menschen, sie entlastet die Sozialversicherung und ist ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Dennoch steht sie nach wie vor nicht im Fokus der Reformpolitik“, so der Vorstandsvorsitzende der Baden-Württembergischen Krankenhausgesellschaft (BWKG), Heiner Scheffold. Gefordert werde beispielsweise die Möglichkeit, unter den zugelassenen Reha-Kliniken frei wählen zu können, ohne dass für die Patienten Mehrkosten entstehen. Außerdem müsse es endlich möglich sein, dass die Ärzte Reha- und Vorsorgemaßnahmen für alle Indikationen direkt verordnen können.

„Mit Tagessätzen auf dem Niveau einer durchschnittlichen Hotelübernachtung lassen sich weder die medizinischen, pflegerischen und therapeutischen Leistungen für die Rehabilitanden noch die dringend notwendige Digitalisierung finanzieren. Die Reha-Kliniken brauchen schnell einen deutlichen Aufschlag auf ihre Vergütungen“, fordert Scheffold. Die schwierige wirtschaftliche Lage der Reha-Kliniken sei eine Folge von nicht finanzierten Kostensteigerungen aus den vergangenen Jahren, aber auch der dauerhaft unzureichend finanzierten Personalkosten.

„Ein weiteres großes Problem, das die Reha-Kliniken zunehmend belastet, ist der sich immer weiter verschärfende Personalmangel“, so Scheffold. Auch hierzu gebe es aktuelle Zahlen aus dem BWKG-Indikator: 81,5 % der Geschäftsführerinnen und Geschäftsführer von Rehabilitationseinrichtungen geben an, dass es schwierig oder eher schwierig ist, freie Stellen im ärztlichen Dienst neu zu besetzen. 77,6 % haben Schwierigkeiten, Pflegefachkräfte zu finden. 65,7 % haben Probleme, Stellen im medizinisch-technischen Dienst zu besetzen. Um dem Personalmangel zu begegnen, müsse es neben einer guten Bezahlung gute Arbeitsbedingungen und zudem eine schnelle und bürokratiearme Gewinnung von ausländischen Fachkräften geben.

„Ein ganz wichtiger Punkt ist auch die Ausbildung von Fachpersonal, an der sich die Reha-Kliniken gerne umfassend beteiligen würden“, so Scheffold. Völlig unverständlich sei in diesem Zusammenhang, dass die Reha-Kliniken immer noch nicht Träger der generalistischen Pflegeausbildung sein dürfen, obwohl das im Koalitionsvertrag der Bundesregierung steht.

Im Koalitionsvertrag der Regierungsparteien (SPD, Bündnis 90/Die Grünen und FDP) mit dem Titel „Mehr Fortschritt wagen“ sind richtungsweisende Impulse für eine Stärkung der medizinischen Rehabilitation enthalten, beispielsweise den Zugang zu Maßnahmen der Prävention und Reha zu vereinfachen sowie das Reha-Budget bedarfsgerechter auszugestalten. Leider wurden die Vorhaben nicht umgesetzt und in der aktuellen Diskussion zur Krankenhausreform bleibt die Reha ganz außen vor.

Ihre Ansprechpartnerin:

Annette Baumer
Referentin für Presse und Politik
Telefon 0711 25777-45
baumer@bwkg.de

Anlage: BWKG-Indikator 1/2024 für die Reha-Kliniken