Scheffold: Personalmangel und Finanzierungsprobleme führen zu weniger Pflegeplätzen
„Den Pflegeeinrichtungen fehlt Personal und Geld und die Folge davon ist, dass weniger Pflegeplätze angeboten werden können“, fasst der Vorstandsvorsitzende der Ba-den-Württembergischen Krankenhausgesellschaft (BWKG), Heiner Scheffold, die Ergebnisse des aktuellen BWKG-Indikators für die Pflegeeinrichtungen zusammen. Im Rahmen des BWKG-Indikators werden die Geschäftsführenden der BWKG-Mitgliedseinrichtungen zweimal jährlich zu ihrer Einschätzung der wirtschaftlichen Lage und zur Gewinnung von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern befragt.
„Wie schwierig die Personalsituation in den Pflegeeinrichtungen ist, zeigen einmal mehr die Ergebnisse des BWKG-Indikators“, so Scheffold weiter. 87,8 % der Geschäftsführungen von Pflegeeinrichtungen geben an, dass es schwierig oder eher schwierig ist, offene Stellen für Pflegefachkräfte zu besetzen. 67,7 % berichten von Schwierigkeiten bei der Suche nach Pflegehilfskräften und 62,5 % bei der Besetzung von Ausbildungsplätzen in der Pflege. 53,1 % haben Schwierigkeiten bei der Besetzung von Stellen in Hauswirtschaft, Technik und Verwaltung. Diese Zahlen machen deutlich, dass sich bei den Pflegeeinrichtungen aus dem Fachkräftemangel mittlerweile ein genereller Personalmangel entwickelt habe.
„Wenn die Pflegeeinrichtungen nicht über das notwendige und mit den Kostenträgern vereinbarte Personal verfügen, können und dürfen nicht alle Plätze belegt werden. Die Einrichtungen müssen ihr Angebot reduzieren“, macht Scheffold deutlich. Nach den Rückmeldungen der Träger von Pflegeeinrichtungen sei davon auszugehen, dass aktuell mindestens zehn Prozent der Plätze allein wegen des Personalmangels nicht belegt werden können. Das sei angesichts des bestehenden Bedarfs an Pflegeplätzen und des demografischen Wandels äußerst bedenklich.
„Es muss alles getan werden, damit die Pflegeeinrichtungen genügend Personal auf dem Arbeitsmarkt finden können“, macht der BWKG-Vorstandvorsitzende deutlich, der auch Landrat des Alb-Donau-Kreises ist. Dazu gehöre neben der Ausbildung von Pflegefachkräften auch, dass die Ausbildung von Pflegehilfskräften verstärkt und die Anerkennung ausländischer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschleunigt werde. Außerdem müsse mit dem häufig angekündigten Bürokratieabbau endlich Ernst gemacht werden.
„Für die Pflegeeinrichtungen ist es sehr wichtig, ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gute Arbeitsbedingungen bieten zu können. Voraussetzung dafür ist allerdings ein verlässlicher und fairer finanzieller Rahmen“, unterstreicht Scheffold. Davon könne aber angesichts der Defizitquoten keine Rede sein: Nach den Zahlen des BWKG-Indikators 1/2024 haben 50,6 % der Pflegeeinrichtungen das Jahr 2023 mit roten Zahlen abgeschlossen. Für 2024 prognostizieren 38,0 % rote Zahlen.
„Wenn Pflegeeinrichtungen rote Zahlen schreiben, dann stimmt etwas bei der Pflegeheimfinanzierung nicht“, so Scheffold. Die Einrichtungen müssten so finanziert werden, dass sie die notwendigen Kosten und Investitionen finanzieren können. Dazu müsse die Finanzierung der Pflegeeinrichtungen ganz grundlegend überprüft und überarbeitet werden. Dabei sei darauf zu achten, dass die Pflegebedürftigen und ihre Angehörigen nicht überfordert werden.
„Mit Blick auf die immer weiter steigenden Eigenanteile in den stationären Pflegeeinrichtungen fordern wir schon seit langem eine grundlegende Reform der Pflegefinanzierung in Deutschland“, macht der BWKG-Vorstandsvorsitzende weiter deutlich. Der Eigenanteil müsse zu einer stabilen und planbaren Größe werden und Mehrkosten müssen solidarisch finanziert werden. Dies könne aber nicht allein von der Pflegeversicherung getragen werden, sondern es bedarf staatlicher Zuschüsse für diese Aufgabe der Daseinsvorsorge und eines Paradigmenwechsels im System der Pflegeversicherung, bekannt unter dem Stichwort „Sockel-Spitze-Tausch“. Danach würden die Eigenanteile der Pflegebedürftigen begrenzt und die Kostensteigerungen von der Solidargemeinschaft getragen.
Die Ergebnisse des BWKG-Indikators (1/2024) für Pflegeeinrichtungen sind beigefügt.