Einwag: Krankenhäuser setzen sich in vielfältiger Weise für das Thema Hygiene ein
Multiresistente Keime sind eine wachsende und globale Bedrohung in der modernen Medizin. Die CDU-Bundestagsabgeordnete Karin Maag, die Mitglied im Gesundheitsausschuss des Bundestags ist, informierte sich heute bei der Baden-Württembergischen Krankenhausgesellschaft (BWKG) darüber, was die Krankenhäuser im Land für die Hygiene tun. „Der Schutz vor Infektionen ist zentrale Aufgabe aller Beteiligten im Gesundheitswesen und ich möchte mir gerne ein Bild davon machen, wie die Krankenhäuser mit dieser Aufgabe umgehen“, erklärte Maag.
„Die Krankenhäuser im Land nehmen ihre Verantwortung für die Hygiene sehr ernst und setzen sich mit vielfältigen Maßnahmen für weitere Verbesserungen ein“, machte der Hauptgeschäftsführer der BWKG, Matthias Einwag, deutlich. Ein wichtiger Baustein sei das baden-württembergische Qualitätssicherungsverfahren zu MRSA, das Krankenhäuser, Krankenkassen und Landesärztekammer bereits im Jahr 2010 gemeinsam für Baden-Württemberg entwickelt und 2015 auf ein breiteres Keimspektrum (MRE) ausgeweitet haben. Weitere Bausteine seien die Hygiene-Initiative „Keine Keime“, die Initiative „Saubere Hände“, die Teilnahme an freiwilligen Krankenhaus-Infektions-Surveillance-Systemen (KISS) und die Mitarbeit im MRE-Netzwerk Baden-Württemberg. Auch der Aufbau von zusätzlichem Hygienepersonal gehe Schritt für Schritt voran.
„Es ist gut zu wissen, dass sich die Kliniken im Land so vielfältig engagieren, denn das Thema Hygiene muss immer wieder neu ins Bewusstsein gerufen werden“, so Maag. Gerade die gemeinsame Initiative von Krankenhäusern und Krankenkassen in der Qualitätssicherung zeige, dass es richtig sei, der Selbstverwaltung mehr Verantwortung zu geben.
„In den baden-württembergischen Kliniken wird im Bereich Hygiene und Infektionsschutz schon viel getan, die Krankenhäuser können das Problem aber nicht alleine lösen“, so Einwag. Entscheidend sei ein sektorübergreifendes Gesamtkonzept zur Bekämpfung multiresistenter Keime. Denn viele Patienten seien bereits vor der Aufnahme ins Krankenhaus unwissentlich Träger eines gefährlichen Keims. Oft breche die Krankheit dann im Krankenhaus aus, weil der Patient geschwächt sei. Oder aber der Patient stecke andere geschwächte Personen im Krankenhaus an.
Weitere Informationen zu den Hygienemaßnahmen der Krankenhäuser im Land
Qualitätssicherungsverfahren zu MRSA und MRE
Im Jahr 2010 wurde von den Krankenhäusern, Krankenkassen und der Landesärztekammer ein Qualitätssicherungsverfahren zu MRSA ins Leben gerufen. Die Kliniken wurden verpflichtet, die Infektionen mit MRSA-Keimen halbjährlich an die „Geschäftsstelle Qualitätssicherung in Baden-Württemberg (GeQiK)“ zu übermitteln, die bei der BWKG angesiedelt ist. Die Experten der GeQiK werten die Daten aus und nehmen mit Krankenhäusern, deren Werte auffällig sind, Kontakt auf, um Verbesserungen abzustimmen.
Das Programm hat zwei Ziele: Zum einen soll die „Screening-Rate“ – d.h. der Anteil der Patienten, die vor Beginn der Krankenhausbehandlung auf MRSA untersucht werden, gesteigert werden. Zum anderen soll die Rate der Patienten, die sich im Krankenhaus mit einem MRSA-Keim infizieren, reduziert werden. Bei beiden Zielen wurden große Erfolge erzielt: Die Zahl der Krankenhausinfektionen mit den gefährlichen MRSA-Keimen hat sich in den vergangenen sechs Jahren halbiert. Außerdem hat sich die landesweite MRSA-Screeningrate stationärer Krankenhauspatienten seit der Einführung des Verfahrens von anfangs 6,5 % (Erfassungshalbjahr 2010/2) kontinuierlich auf inzwischen 28,6 % (Erfassungshalbjahr 2016/2) verbessert.
National und international ist eine Verschiebung des Keimspektrums weg vom MRSA-Keim hin zu gramnegativen mulitresistenten Erregern festzustellen. Die Gründe hierfür sind beispielsweise die Verwendung von Antibiotika in der Tiermast und frei verkäufliche Antibiotika in anderen Ländern. Aufgrund dieser Entwicklung wurde im Sommer 2015 beschlossen, das MRSA-Verfahren um multiresistente Keime des gramnegativen Spektrums, die gegen vier Antibiotikagruppen resistent sind (4MRGN), zu erweitern und das Verfahren „QS MultiResistente Erreger“ (QS MRE) umzubenennen.
Hygiene-Initiative „Keine Keime“
„Gemeinsam Gesundheit schützen. Keine Keime. Keine Chance für multiresistente Erreger“ – unter diesem Motto steht die die bundesweite Hygiene-Initiative, die im Herbst 2016 auf Initiative der BWKG auch im Land startete. Sie soll Patientinnen und Patienten, Besucherinnen und Besucher, aber auch die Öffentlichkeit für das Thema sensibilisieren und über wichtige Hygiene-Maßnahmen aufklären. Denn jeder kann dazu beitragen, sich und andere zu schützen. Hygiene-Wissen spielt dabei eine wichtige Rolle. Eine verbesserte, gemeinschaftliche Prävention hilft, die Keime unschädlich zu machen. Sie können nicht zu 100 Prozent aus der Welt geschafft werden, aber ein sachlicher, verantwortungsvoller Umgang mit ihnen schützt. Derzeit beteiligen sich 70 Kliniken im Land an der Aktion. Weitere Informationen unter www.keine-keime-bw.de.
MRE-Netzwerk Baden-Württemberg
Die Krankenhäuser in Baden-Württemberg beteiligen sich außerdem aktiv an den örtlichen Netzwerken zur Bekämpfung von multiresistenten Erregern (MRE). Die örtlichen Netzwerke fördern den Informationsaustausch zwischen Krankenhäusern, Reha-Kliniken, Haus- und Fachärzten sowie Altenpflegeeinrichtungen und haben eine verbesserte Prävention und die koordinierte Bekämpfung von MRE zum Ziel. Die örtlichen Netzwerke wurden zwischenzeitlich nahezu flächendeckend in Baden-Württemberg etabliert. Diese Vernetzung wird von den Krankenhäusern nachdrücklich unterstützt.
Aktion Saubere Hände und KISS
Weitere Verbesserungen der Krankenhaushygiene zeigten sich auch in der steigenden Beteiligung an dem freiwilligen Krankenhaus-Infektions-Surveillance-System (KISS), das den Kliniken Referenzwerte liefert, anhand derer sie ihre eigenen Hygieneleistungen besser einschätzen können. An der Aktion Saubere Hände beteiligen sich in Baden-Württemberg mehr als 100 Kliniken.
Hygiene-Förderprogramm in Baden-Württemberg
Im Jahr 2013 hat der Bundestag ein Hygiene-Förderprogramm beschlossen: Nach dem Bericht des GKV-Spitzenverbandes (www.GKV-Spitzenverband.de) an das Bundesministerium für Gesundheit (BMG) sind in Baden-Württemberg im Zeitraum 2013 bis 2016 86,5 zusätzliche Vollzeitstellen für Hygienefachkräfte in der Pflege und 183,1 Vollzeitstellen für hygienebeauftragte Ärzte geschaffen worden. Trotz des faktisch leergefegten Arbeitsmarktes für Krankenhaushygieniker haben die Krankenhäuser im Land in diesem Bereich 19,1 Vollzeitstellen zusätzlich eingerichtet. Viele Kliniken machen überdies Gebrauch von der rechtlich zulässigen Inanspruchnahme einer externen Beratung durch Krankenhaushygieniker.
Druckfähige Fotos des Gesprächs können von der BWKG-Homepage heruntergeladen werden: www.bwkg.de/presse.html
Ihre Ansprechpartnerin:
Annette Baumer
Referentin für Presse und Politik
Tel.: 0711 25777-45, baumer@bwkg.de