Scheffold: Bis zu 5 Millionen Impfungen bis Januar nötig - Land muss sofort Impfkapazitäten erhöhen
(Stuttgart, 19.11.2021) - „Die Lage ist dramatisch und die Krankenhäuser tun alles, um alle Menschen, die eine Behandlung brauchen, gut zu versorgen. Wenn die Krankenhäuser aber immer mehr Kapazitäten für die COVID-19-Patientinnen und -Patienten freihalten müssen, bleiben immer weniger Kapazitäten für andere Fälle. Das ist das kleine Einmaleins. Die Folgen für die Menschen – für alle Menschen in Baden-Württemberg – sind inzwischen überall spürbar“, so der Vorstandsvorsitzende der Baden-Württembergischen Krankenhausgesellschaft, Heiner Scheffold, zur Vorgabe des Landes, 40 Prozent der Intensivkapazitäten für die COVID-19-Patienten vorzuhalten. Die Folge der steigenden Zahl an COVID-19-Patienten sei, dass noch mehr planbare Operationen und Behandlungen verschoben werden müssen. Das könne beispielsweise auch eine schwierige Herzoperation betreffen, die eine Patientin zwar dringend braucht, deren Zustand aber noch nicht lebensbedrohlich ist.
„Es muss jetzt so viel und so schnell geimpft werden, wie es nur geht. Das ist aus meiner Sicht ein ganz wichtiges Instrument, um der vierten Welle zu begegnen“, so Scheffold weiter. Mit Blick auf die Ungeimpften müsse es eine massive Werbekampagne geben, bei der auch die Folgen einer Triage in den Krankenhäusern klar dargestellt werden. „Ich gehe davon aus, dass bis Januar bis zu 5 Millionen Impfungen im Land benötigt werden“, ergänzte Scheffold. „Ich fordere das Land auf, hier schnellstmöglich dafür zu sorgen, dass diese Impfkapazitäten auch tatsächlich zur Verfügung stehen. Dazu müssen alle Möglichkeiten pragmatisch und ohne große Bürokratie genutzt werden“, fordert Scheffold.
Zur Berechnung erläutert er, dass im Land bis Mitte des Jahres2021 vier Millionen Menschen vollständig geimpft waren. Von ihnen haben bislang etwa 550.000 eine Booster Impfung erhalten. „Das bedeutet, dass 3,4 Millionen Menschen im Land bis spätestens Mitte Januar eine Booster-Impfung brauchen.“ Gleichzeitig werden erstmals Kinder zwischen 5 und 12 Jahren geimpft, das sind etwa 600.000. Außerdem müssen die ungeimpften Menschen, die sich jetzt für eine Impfung entscheiden, möglichst schnell und unkompliziert versorgt werden. Das seien bestenfalls drei Millionen.
„Was ihre wirtschaftliche Absicherung betrifft, werden die Krankenhäuser schlicht im Regen stehen gelassen. Die Landeregierung hat beschlossen, dass die Krankenhäuser 40 % ihrer Intensivkapazitäten für COVID-19-Patientinnen und Patienten bereithalten müssen, verliert aber kein Wort über die finanziellen Folgen. Die Bundespolitik hat kleine Trostpflästerchen für die Krankenhäuser beschlossen, die COVID-Patienten behandeln. Das sind nicht viel mehr als reine Placebos. Es reicht zum einen nicht und vergisst die anderen Krankenhäuser, denen ihr Normalgeschäft wegbricht und die keinen ausreichenden Ausgleich erhalten“, betont der Vorstandsvorsitzende, der auch Landrat des Alb-Donau-Kreises ist. Der Plan der Ampel-Parteien, die Vergütung für die Behandlung von COVID-Patienten ein wenig anzuheben, reiche nicht aus: Alle Krankenhäuser seien von den wirtschaftlichen Folgen dieser Ausnahmesituation betroffen, nicht nur die COVID-Schwerpunktversorger. „Offenbar ist die dramatische Finanzlage der Kliniken noch nicht annähernd wahrgenommen worden. Wir brauchen dringend eine hundertprozentige Absicherung der Krankenhauserlöse und eine wirksame Erhöhung der Vergütungen für die COVID-Patienten,“ so Scheffold.
Ihre Ansprechpartnerin:
Annette Baumer
Referentin für Presse und Politik
Tel.: 0711 25777-45, baumer@bwkg.de