Eva-Maria G., Sekretärin, war 2014 Patientin in einer onkologischen Reha-Klinik in Baden-Württemberg.
Als meine Mutter nach langer Demenz-Erkrankung starb, war es eine Erlösung. Für sie und auch für uns. Acht Jahre lang hatte ich sie betreut. Die Zeit danach war für mich ein Neuanfang. Und dann, vier Monate nach ihrem Tod, wurde bei mir Brustkrebs festgestellt. Vier Wochen später wurde ich operiert. Die Wundheilung verlief schlecht, es bildete sich ein Eiterherd. Die Entzündung musste erst ganz abheilen, bevor ich bestrahlt werden konnte. Ich war zu Hause, krankgeschrieben, völlig kraftlos. Schon ein kleines Essen zu kochen, war mir zu viel.
"Wir sind alle deine Krückstöcke."
Man ist ja nicht alleine krank. Mein Mann hat mit mir gelitten. Doch auch in Watte gepackt zu werden, kann eine Belastung sein. Deshalb habe ich versucht, nicht zu zeigen, dass es mir schlecht ging.
Endlich konnte ich bestrahlt werden. Das ist ziemlich hart. Zum Glück musste ich nicht ein einziges Mal allein in die Klinik fahren. Immer hat mich jemand aus dem Freundeskreis begleitet. Meine Freunde sagten mir: "Wir sind alle deine Krückstöcke. Du nimmst dir den, den du gerade brauchst".
"Zu Hause würde ich mich viel mehr zurückziehen."
Nach den Bestrahlungen war ich vier Wochen in einer Reha-Klinik, zur sogenannten Anschluss-Heilbehandlung. Sie folgt nach einer schweren Erkrankung oder OP auf den Klinikaufenthalt, oder, wie bei mir, auf die Bestrahlung.
Ich kam unendlich matt und müde an. Doch ich dachte mir: Hier sind viele Leute, die auch "Krückstöcke" sein können. Tatsächlich wurde der Austausch mit anderen Betroffenen für mich extrem wichtig. Ich habe erlebt: Du bist nicht allein. Es geht ja auch darum, ins Leben zurückzukehren. Aktiv zu werden, spazieren zu gehen oder ins Kino, auch wenn man eigentlich gar nicht aufstehen mag. Wer einen Durchhänger hat, wird von den anderen ermuntert. Die Nähe und die kurzen Wege in einer Reha-Klinik helfen sehr. Zu Hause hätte ich mich viel mehr zurückgezogen.
"Herausfinden, was mir gut tut."
Im Dezember 2013 habe ich eine berufliche Wiedereingliederung gemacht und bald wieder Vollzeit gearbeitet. Ich bin Sekretärin bei unserem Bürgermeister. Doch ich war nicht ganz auf der Höhe, hatte immer noch Schmerzen. Deshalb habe ich eine onkologische Reha beantragt. Sie wurde sofort genehmigt. Ich wartete noch die Urlaube meiner Kollegen ab, dann kam ich hierher. Anfangs war ich erschöpft und müde. Es tat gut, dass ich mich um nichts kümmern musste. Ich kann hier alles tun – aber ich muss nichts. Aber man hilft mir manchmal sozusagen aufs Pferd. Hier kann ich vieles erproben und herausfinden, was mir gut tut. Das gilt auch für Medikamente. Zu Hause habe ich ein Medikament genommen, das mich sehr müde macht. Hier kann ich Alternativen testen, ohne zu fürchten, dass ich wegen der Nebenwirkungen nicht zur Arbeit gehen kann.
"Was ich heute mitmachen kann, das mache ich."
Es kostet Zeit, das Zutrauen zu sich selbst zurückzugewinnen, sich den "Normalzustand" wieder zu erarbeiten. Ohne Reha wäre ich niemals so weit, wie ich es heute bin. Ich kann jetzt anfangen, nach vorne zu sehen. Ich mache Pläne für die Zukunft. Die nahe Zukunft! "Das machen wir, wenn wir in Rente sind." - So einen dummen Satz gibt es bei mir jetzt nicht mehr. Was ich heute mitmachen kann, das mache ich mit. Wenn die Party mich anstrengt, dann gehe ich eben nach einer Stunde nach Hause. Aber ich gehe hin.
Die Behandlung einer Krebs-Erkrankung ist für viele Betroffene wie ein Marathonlauf. Sie erreichen das Ziel ausgelaugt, erschöpft, oft unter Schmerzen. Eine Reha hilft, die durch Operation, Bestrahlung oder Chemotherapie verursachten Beschwerden zu lindern. Und sie gibt neue – körperliche und geistige – Kraft für die Rückkehr zur Familie, in den Alltag und in den Beruf. Umsonst ist keine Reha. Deshalb fordern wir: Jede medizinisch notwendige Reha muss genehmigt und leistungsgerecht vergütet werden!