Monika F., Sozialarbeiterin, war 2014 Patientin in einer onkologischen Reha-Klinik in Baden-Württemberg.
Als ich 2013 krank wurde, dachte ich: eine verschleppte Grippe. Doch es wurde immer schlimmer, wochenlang. Ich wurde schwächer und schwächer. Dann kam noch starkes Zahnfleischbluten hinzu. Schließlich die Diagnose: Leukämie. Jetzt ging es rasend schnell, ich musste sofort ins Krankenhaus, bekam einige Tage lang Antibiotika, dann die erste Chemotherapie. Wird eine akute Leukämie nicht behandelt, stirbt man innerhalb von Wochen.
Insgesamt dauerte die Behandlung acht Monate. Fünf Zyklen Chemotherapie à fünf Wochen, dazwischen war ich jedes Mal einige Tage zu Hause. Bei der Chemotherapie werden die weißen Blutkörperchen gezielt zerstört. Die Dosis ist so hoch, dass der Körper sie gerade noch übersteht. Nach dem ersten Zyklus dachte ich: Zu Hause backe ich wenigstens Kuchen. Aber dann war ich froh, die Treppe zu meinem Zimmer zu schaffen. Kaum hatte ich etwas Kraft geschöpft, musste ich zurück ins Krankenhaus, zur nächsten Behandlung.
"Als ich das Krankenhaus verlassen konnte, hatte ich gar keine Kraft mehr. Wenn ich nur den Arm hob, schnellte der Puls nach oben."
Nach der letzten Chemo hatte ich keine Kraft mehr für die einfachsten Dinge, zum Beispiel ein Stück zu gehen. Wenn ich nur meinen Arm hob, schnellte der Puls nach oben. Zehn Tage verbrachte ich zu Hause, dann kam ich in die Reha-Klinik. Ich muss noch immer viele Medikamente nehmen. Dadurch fühle mich gedämpft und nicht ganz gesund. Weil mein Immunsystem noch geschwächt ist, darf ich nichts Rohes essen, brauche möglichst keimfreie Nahrung.
"Ganz auf mich konzentriert."
Doch jetzt, nach zwei Wochen in der Reha, merke ich, dass es besser wird. Wir gehen in der Gruppe, messen unsere Geschwindigkeit. Ich mache Muskeltraining an Geräten, mit ganz wenig Gewicht. Ich trainiere auf dem Ergometer, bekomme Physiotherapie… Ich kriege immer mehr Lust aufs Leben. Gestern bin ich zum ersten Mal wieder Fahrrad gefahren: Ich war der glücklichste Mensch.
Zu Hause habe ich immer getan, gemacht, organisiert, auch viel improvisiert mit Beruf und drei Kindern. Hier ist alles gut geregelt. Ich muss mich um nichts kümmern, kann mich ganz auf mich konzentrieren.
"Ohne Reha würde es viel länger dauern, bis ich wieder arbeiten kann – wenn überhaupt."
Ich will mein Leben so zurück, wie es war: Es war toll! Ich freue mich total darauf, wieder zu arbeiten. Ich betreue langzeitarbeitslose Menschen. Das ist oft schwierig. Aber meine Arbeit fehlt mir. Ich freue mich auf meine Kollegen, auf die alten Kontakte. Hier in der Reha-Klinik wird meine stufenweise Wiedereingliederung in den Beruf vorbereitet. Ich kann zum Beispiel mit zwei Stunden pro Tag wieder einsteigen und die Arbeitszeit dann nach meinen Kräften steigern.
Aus der Reha nehme ich Belastbarkeit mit, Fitness und Ausdauer. Das spüre ich jetzt schon. Ohne Reha würde es viel länger dauern, bis ich wieder arbeiten könnte – wenn überhaupt. Man braucht ja jetzt die Älteren wieder mehr im Arbeitsleben. Man arbeitet die Kosten für die Reha ja quasi wieder rein.
Viele Krebs-Erkrankungen können heute erfolgreich behandelt werden. Doch die Chemotherapie oder Strahlenbehandlung ist belastend – körperlich und seelisch. Eine Reha hilft, Beschwerden in den Griff zu bekommen und wieder Lebensmut und Lebensfreude zu gewinnen. Damit ist die Reha ein wichtiger Faktor fürs persönliche Wohlbefinden – und für die Rückkehr ins Berufsleben. Umsonst ist keine Reha. Deshalb fordern wir: Jede medizinisch notwendige Reha muss genehmigt und leistungsgerecht vergütet werden!