Karl-Heinz W., Ingenieur in Rente, war 2014 Patient in einer psychosomatischen Reha-Klinik in Baden-Württemberg.
Vor einigen Jahren begann meine Frau sich zu verändern. Unser Zusammenleben wurde immer schwieriger: Ich erkannte sie nicht wieder. Wir gingen zum Arzt, doch er konnte nichts feststellen. Wir hatten eine schwere Krise. Erst nach zwei Jahren wurde festgestellt, dass meine Frau demenzkrank ist. Seither mache ich mir schwere Vorwürfe: Meine Frau hatte sich nicht willentlich verändert – es war die Krankheit.
"Antrag: abgelehnt. Widerspruch: abgelehnt."
Ich beantragte bei der Krankenkasse meiner Frau eine gemeinsame Reha: Für meine Frau, um ihre kognitiven Fähigkeiten zu trainieren. Und für mich, um unter Anleitung die richtige Betreuung zu lernen. Doch der Antrag wurde abgelehnt. Ich legte Widerspruch ein, doch auch der wurde abgelehnt.
Daraufhin habe ich geklagt. Doch der Zustand meiner Frau verschlechterte sich so, dass die beantragte Reha inzwischen nicht mehr sinnvoll gewesen wäre. Deshalb zog ich die Klage zurück.
Die Betreuung meiner Frau ist ein 24-Stunden-Job. Ich finde keinen Tiefschlaf mehr. Der Behördenkampf hat mich zusätzlich zermürbt. Irgendwann traten ganz alte Rückenprobleme wieder auf.
Ich beantragte wieder eine Reha, diesmal für mich, bei meiner Krankenkasse. Sie wurde wieder abgelehnt, auch der Widerspruch. Der Medizinische Dienst, der über die Reha entscheidet, hatte mich nicht angeschaut, sondern nur aufgrund der Unterlagen entschieden. Es hieß, ich sollte Krankengymnastik machen für meinen Rücken. Doch ich sagte: "Der Rücken ist nicht die Ursache, sondern nur das Symptom. Im Kopf habe ich zurzeit das Problem." Ein halbes Jahr lang habe ich intensiv gekämpft. Endlich bekam ich die Genehmigung.
In meinem Betrieb war ich Schwerbehindertenvertreter. Ich habe mich also um Fälle wie meinen gekümmert. Doch das jetzt für mich selbst zu machen, ist viel schwieriger.
"Meine Angehörigen sagen: Du klingst ganz anders."
In der Reha-Klinik habe ich Abstand und Ruhe gefunden. Hier konnte ich Verantwortung ablegen, mich entspannen. Mein Herz in der Gruppentherapie ausschütten: das mochte ich nicht. Ich war lieber mit mir allein. Geholfen haben mir Gespräche mit dem Physiotherapeuten. Während der Krankengymnastik kamen wir ganz zufällig ins Reden. Das hat mir gut getan.
Heute war ein ganz glücklicher Tag. Ich hatte viel körperorientierte Therapie. Sie öffnet die Sinne und hilft, den Körper wieder besser wahrzunehmen. Ich kann mich dabei sehr gut entspannen. Wenn ich mit meinen Angehörigen telefoniere, sagen sie: Du klingst ganz anders.
"Muss ich beim nächsten Mal wieder kämpfen?"
Das stimmt, es geht mir jetzt gut. Aber was passiert, wenn ich nächstes Jahr wieder ganz unten bin? Muss ich dann wieder kämpfen? Wenn sich die Politik nicht verändert, beginnt für mich der Kreislauf wieder von vorne.
Meine Frau in ein Pflegeheim zu geben? Das kommt für mich nicht in Frage, solange sie Emotionen hat. Und nächstes Jahr feiern wir Goldene Hochzeit.
Ob Burn-out oder Depression: Eine Reha hilft vielen Menschen, nach einer psychischen Erkrankung wieder Kraft für Alltag und Familie zu schöpfen. Deshalb fordern wir: Jede medizinisch notwendige Reha muss genehmigt und gerecht vergütet werden. Denn: Umsonst ist keine Reha.