Stefan G., Maschinenbautechniker, war 2014 Patient in einer psychosomatischen Reha-Klinik in Baden-Württemberg.
Ein Jahr Mobbing am Arbeitsplatz. Die Sorge um meinen demenzkranken Vater. Der Tod meines Schwagers, meiner Schwiegereltern. Am ersten Arbeitstag nach dem Weihnachtsurlaub bin ich zusammengebrochen.
Ich kam erst in ein Krankenhaus, nach einer Woche in eine psychiatrische Klinik. Ich litt an schweren Panikattacken, einer Depression. Ich bekam Medikamente, die mir halfen, wieder ersten Halt zu finden. Danach habe ich die Klinik noch drei Wochen lang als Tagespatient besucht. Meine berufliche Wiedereingliederung ging schnell, nach zwei Wochen habe ich wieder Vollzeit gearbeitet.
"Erst in der Reha-Klinik fand ich die Ursache für meine Krankheit."
Als meine Reha genehmigt wurde, dachte ich spontan: Ach, eigentlich brauche ich das gar nicht mehr. Doch erst in der Reha-Klinik konnte ich den Ursachen für meine Erkrankung auf den Grund gehen.
Gemeinsam mit meinem Arzt ging ich weit zurück: 26 Jahre. Damals hatten meine Frau und ich unser erstes Kind verloren. Diese Erschütterung hat mich empfindlicher gemacht. Und nach so langer Zeit brach dann alles wieder auf. In der Ergotherapie habe ich mit Speckstein gearbeitet. Ich dachte zunächst, ein Geschenk daraus zu machen. Doch dann wurde es ein Grablicht für meinen verstorbenen ersten Sohn.
Meinen Heilungserfolg verdanke ich zu 50 Prozent meinem Arzt und dem Ergotherapeuten. Und zu 50 Prozent den anderen Patienten hier. Es hat mich sehr positiv berührt, wie die Patienten zusammenhalten, gut miteinander umgehen, einander vertrauen können.
Ich bin jetzt sehr froh, dass ich die Reha gemacht habe. Die Depression macht dich total dicht. In der Klinik war ich überrascht, zu erleben, was ich alles kann – und was ich alles gut kann. Ich habe neues Zutrauen gefasst, neue Perspektiven gesehen. Das ist, als ob die Sonne aufgeht.
"In der Thermik nach oben..."
Inzwischen hat sich auch mein Leben gedreht. Meinem Vater geht es etwas besser. Es wurde festgestellt, dass er eine Urämie hatte, eine Harnvergiftung, die seine Demenz verschlimmerte. An meinem Arbeitsplatz fühle ich mich wieder wohl. Unsere Familie hat sich vergrößert, wir haben nette neue Verwandtschaft in den USA.
Als ich in der Reha-Klinik ankam, wurden die "Neuen" von den anderen Patienten begrüßt. Von einem Tisch konnte sich jeder eine Karte mit einem Begriff nehmen. Ich habe "Freude" gezogen. Noch während der Reha habe ich mir einen alten Traum erfüllt und begonnen, das Segelfliegen zu lernen. Gemeinsam mit den Vögeln schraubst du dich in der Thermik nach oben … unglaublich. Beim ersten Mal vorne im Flieger habe ich diese Freude gespürt. Ich musste lachen. Mein Fluglehrer frage mich: "Was lachst du?" Ich sagte einfach: "Ich bin einfach froh."
"Ich habe genug gegeben."
In der Reha habe ich gelernt, dass nur ich mir helfen kann. Die Ärzte können mir nur den Schubs geben. Ich habe geübt, mich stärker abzugrenzen. Ich muss nicht mehr jedem Menschen helfen. Wenn mich ein Kollege fragt: "Können wir das und das noch machen?", dann sage ich: "Gerne – morgen!"
In vier Jahren werde ich wieder eine Reha beantragen. Denn: Das steht mir zu. Ich habe genug gegeben.
Ob Burn-out oder Depression: Eine Reha hilft vielen Menschen, nach einer psychischen Erkrankung wieder in den Alltag zurückzufinden. Oft kann eine Frühverrentung vermieden werden. Das nützt nicht nur den betroffenen Menschen, sondern der gesamten Solidargemeinschaft.
Deshalb fordern wir: Jede medizinisch notwendige Reha muss genehmigt und gerecht vergütet werden. Denn: Umsonst ist keine Reha.